Bericht:

Glücksvagabundinnen Sommertour 2018

Ein Bericht von:
Lena Märtens, FÖJlerin bei der BUNDjugend Schleswig-Holstein und Glücksvagabundin

Wer braucht All-Inclusive-Reisen ins Ausland? Einfach mal eine Woche durch Schleswig-Holstein reisen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln und zu Fuß – als Glücksvagabund*innen haben wir – Kristina, Lena, Lukas, Annika, Emelie und Marina – genau das einmal ausprobiert. Unser Weg führte uns jeden Tag zu einem neuen spannenden Projekt, die Nächte verbrachten wir im Schlafsack. Und Eines war unsere Sommertour sicher nicht: langweilig! Von der Solidarischen Landwirtschaft bis zum Wohnprojekt, von der Wanderung entlang der Ostseeküste bis zur Führung durch die Kalkberghöhlen, von der mongolischen Jurte bis zum Gänge-System aus Strohballen: Jeder Tag und jede Nacht hatte etwas Neues zu bieten.

Unser Ziel: suffizientes Reisen, also mal einen Gang zurückschalten und sich fragen, was man denn eigentlich wirklich braucht. Das bedeutete für uns einfache Fortbewegungsmittel, Camping und vor allem das eigene Bundesland (neu) zu entdecken – für wenig Geld und auf möglichst nachhaltige Art.

Und dabei fanden wir das Glück in den kleinen Dingen: Lange Gespräche mit unseren Gastgebern, Picknick am Froschteich, Lagerfeuer, ein Bad im See und der Sternenhimmel, der so viel schöner ist als in der Stadt – diese Erlebnisse werden uns als besonders schön in Erinnerung bleiben.

Auch die Reaktionen auf unsere Unternehmung überraschten uns sehr positiv: Überall stießen wir auf Offenheit, Begeisterung und Hilfsbereitschaft. Unsere Gastgeber boten uns weit mehr als eine Wiese zum Zelten, wir wurden herumgeführt, konnten all unsere Fragen loswerden und bekamen noch dazu Kuchen, ein Abendessen, Frühstück oder Gemüse zum Kochen. Aber auch von Fremden wurden wir immer wieder angesprochen und erhielten viel Zuspruch, wenn wir von unserer Tour und der Idee dahinter berichteten.

Natürlich lief nicht immer alles reibungslos: Mehrfach verpassten wir einen Bus oder Zug oder die Verbindungen waren plötzlich doch nicht so, wie wir gedacht hatten – oder wir mussten bangen, ob wir denn alle in den Kleinbus passen würden. Gelernt haben wir dabei vor allem, dass man immer einen Weg findet, auch wenn es mal eine Stunde länger dauert als geplant.

Auch sonst stellte uns das Überleben in der „Wildnis“ vor Herausforderungen: Bereits die erste Nacht schlug ganz schön auf die Stimmung, weil wir sie hauptsächlich frierend verbrachten. Dieses Problem hatten wir später zwar weniger, im Stroh fielen dafür die Mücken über uns her. Unsere Abenteuerlust konnte die daraus resultierende Müdigkeit aber kaum bremsen und auf jeden Fall lernten wir die Bedeutung von erholsamem Nachtschlaf ganz neu zu schätzen. Auch die Regenschauer, in die wir ab und zu gerieten, konnten uns nur kurzfristig die Laune „verhageln“ – trocknet ja wieder.

Alles in allem ist unser Experiment jedenfalls geglückt. Auch wenn wir uns freuten, wenn sich unterwegs mal eine heiße Dusche oder eine Steckdose für das Handy fand, stellten wir doch vor allem fest, dass das einfache Reisen jede Menge Spaß und tolle Erfahrungen bietet. Und wenn wir mal längere Strecken zu Fuß gingen, waren wir schnell überzeugt, dass wir eher noch zu viel als zu wenig Gepäck dabei hatten …

Nach dieser Erfahrung sind wir überzeugt: Eine schöne Reise kann direkt vor der eigenen Haustür liegen. Tatsächlich gibt es viel mehr spannende Projekte in der Umgebung, als wir vorher gedacht hätten – die Woche reichte definitiv nicht aus, um alle kennenzulernen. Es lohnt sich, eigene Urlaubsgewohnheiten zu hinterfragen und vor allem offen auf andere Leute zuzugehen – viele begegnen einem ebenso aufgeschlossen. Wir haben in dieser Woche festgestellt: Es gibt viel zu gewinnen, wenn man mal auf den gewohnten Komfort verzichtet.

Mehr Bilder und Erlebnisse der Glücksvagabund*innen online unter: www.bundjugend-sh.de/blog-gluecksvagabundinnen

 

Zurück