Kommune

Buchvorstellung „Postwachstumsstadt – Konturen einer solidarischen Stadtpolitik“ und Interview mit Anton Brokow-Loga

Ein Bericht von Frauke Pleines (BEI)

Urbane Räume sind Krisenherde. Sie haben aber auch eine enorme transformative Kraft und sollten deshalb zentrale Akteur*innen einer globalen Nachhaltigkeitspolitik sein. Doch wie wollen wir heute und morgen ökologisch und sozial gerecht zusammenleben? Wie gestalten wir ein gutes Leben für alle Stadtbewohner*innen, wie es das globale Nachhaltigkeitsziel (SDG) Nr. 11 fordert? Diesen und weiteren spannenden Fragen widmeten wir uns am Donnerstag, den 4. Juni in einer geschlossenen Zoomsession mit über 90 Anmeldungen gemeinsam mit dem Stadtforscher Anton Brokow-Loga (Bauhaus-Universität Weimar). Grundlage für die Auseinandersetzung bot das Anfang 2020 beim oekom Verlag erschienen Buch „Postwachstumsstadt – Konturen einer solidarischen Stadtpolitik“, welches Anton mit herausgegeben hat. Im Gespräch mit Ilona Koglin und Marek Rohde – Gründer der Initiative „Für eine bessere Welt“ – und 65 Teilnehmenden stellte er Herausforderungen und entsprechende Lösungen vor.

Die Art und Weise, wie wir im globalen Norden in Städten leben, arbeiten, konsumieren und uns bewegen, beruht noch immer auf der Ausbeutung von Menschen, Ressourcen und der Umwelt in anderen Teilen der Welt. Diese zeitliche aber auch räumliche Auslagerung von Emissionen und Verantwortung möchte das Konzept einer Postwachstumsstadt (PWS) durchkreuzen, indem es für eine städtische Lebensweise plädiert, die global gesehen verträglich und verallgemeinerbar ist. Zentrales Merkmal einer PWS, die unter Einhaltung der planetaren Grenzen, das Wohlergehen aller zum Ziel hat, ist das Loslösen vom Wachstumsimperativ. Im Unterschied zu einer nachhaltigen Stadt, die sich am Leitbild der drei Säulen (Ökonomie, Ökologie, Soziales) orientiert, möchte die PWS eine Überbetonung und Aneignung des Wirtschaftlichen ausschließen und stellt das Allheilmittel Wachstum grundsätzlich infrage. Städte ohne (Wirtschafts-)Wachstum ist dabei die tragende Vision. Vielmehr geht es um wiederverwenden, umnutzen, mitnutzen, also grundsätzlich um solidarische Alternativen.

Bei der Frage, ob die SDGs als Verbündete einer Postwachstumsstadt gesehen werden können, antwortete Anton zögerlich und doch bestimmt, dass die Agenda 2030 ein guter Zielkatalog sei, er sich jedoch die Frage stelle, inwiefern die Vereinbarungen der Vereinten Nationen zielführend sind, solange vor allem die wirtschaftliche Nachhaltigkeit in den Fokus gerückt wird und nicht etwa die soziale und die ökologische Dimension bei allen Entscheidungen im Vordergrund stehe. Im Nachgang an das moderierte Gespräch konnten die Teilnehmenden via Chat und Mikro Fragen an Anton stellen, was intensiv genutzt wurde. Am Ende hätten wir auch noch weitere 60 Minuten über städtische Utopien und Möglichkeitsräume sprechen können und es hat und einmal mehr gezeigt, dass das Thema der Entwicklung und Zukunft von urbanen Räumen zentraler Bestandteil von Nachhaltigkeitsdebatten ist und sein sollte.

 

Die Veranstaltung wurde aufgezeichnet. Das Video ist unter folgendem Link zu finden: https://www.youtube.com/watch?v=o7SsPhwXzMo&feature=youtu.be

Veranstalter:
Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein e.V. (BEI)

Die Veranstaltung fand im Rahmen des SDG-Jahresthemenprogramms „Die Sustainable Development Goals (SDG) in Schleswig-Holstein – Nachhaltigkeit auf dem Prüfstand“ als Teil des Moduls zur kommunalen Entwicklungszusammenarbeit des BEIs statt, gefördert durch Engagement Global mit finanzieller Unterstützung des BMZ, BINGO! Die Umweltlotterie und dem kirchlichen Entwicklungsdienst der Nordkirche (KED).

 

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