Projekt "Starthilfe"

Fachtagung: Afrika am Kredithaken

Foto: v.l.n.r.: Dr. Fanwell Bokosi – AFRODAD, Jürgen Kaiser – Erlassjahr, Holger Illi – BMZ , Dr. Kathrin Berensmann – Deutsches Institut für Entwicklungspolitik

Das deutsche Entschuldungsbündnis erlassjahr.de veranstaltete zusammen mit Brot für die Welt, Kirchliche Arbeitsstelle Südliches Afrika, Netzwerk Afrika Deutschland und Solidaritätsdienst International eine Fachtagung zu Entwicklungsfinanzierung und neuen Schuldenkrisen in Afrika am 6. Dezember 2018 in Berlin. Auf der Fachtagung wurde die Situation vieler afrikanischer Staaten veranschaulicht und in intensiven Diskussionsrunden nach Ursachen und denkbaren Lösungen gesucht.

Dafür konnten hochrangige Vertreter der Zivilgesellschaft aus betroffenen Ländern gewonnen werden.

  • Fanwell Bokosi (Direktor des kontinentalen Entschuldungsnetzwerks AFRODAD mit Sitz in Harare, Simbabwe) zur Schuldensituation des Kontinents, heimischer Ressourcenmobilisierung und effektiver Entwicklungsfinanzierung
  • Julius Kapwepwe (Programmdirektor des Uganda Debt Network) zur öffentlichen Verschuldung in Uganda sowie Chancen und Risiken der privaten Infrastrukturfinanzierung
  • Eufrigina dos Reis (Direktorin des mosambikanischen Entschuldungsnetzwerks Grupo Moçambicano da Dívida) zum Schuldenskandal in Mosambik, Extraktivismus als Entwicklungsstrategie sowie Forderungen der nationalen Zivilgesellschaft

Seit 1996 wurden 30 afrikanische Länder im Rahmen einer weltweiten Entschuldungsinitiative von Weltbank und IWF von dem größten Teil ihrer Altschulden befreit. Zwanzig Jahre später weisen 26 von ihnen wieder ein mittleres oder gar hohes Überschuldungsrisiko auf. „Ein hoher Finanzierungsbedarf beim Infrastrukturausbau und ein aggressiver Kapitalexport aus reicheren Ländern in Europa und China sind wichtige Triebkräfte für den erneuten dramatischen Anstieg der Schulden in Afrika“, erklärt Dr. Fanwell Bokosi, Direktor des kontinentalen Entschuldungsnetzwerks AFRODAD.

Foto: Dr. Fanwell Bokosi thematisiert die Unberechenbarkeit von
Schulden bei Privatgläubigern. © 2018 BEI-SH // Volker Leptien

So hat sich die Staatsverschuldung aller afrikanischer Länder von 2009 bis 2017 auf 540 Milliarden USD mehr als verdoppelt. Im gleichen Zeitraum ist die Wirtschaftsleistung des afrikanischen Kontinent um lediglich 20% gewachsen. Mittlerweile sind Geldgeber aus China mit 60% die größten Gläubiger afrikanischer Staaten, die Investitionen Chinas in Afrika sind Teil des Seidenstraßenprojektes der chinesischen Regierung.

Besonders schwierig und unberechenbar ist der aktuelle Trend der Staatsverschuldung der Länder Afrikas Schulden bei Privatgläubigern. Hier hat vor allem die Weltwirtschaftskrise 2008 dazu geführt, dass die Finanzwirtschaft auf das Wachstumspotential in Afrika setzt und durch leichtfertige Kreditvergabe hohe Renditen im zweistelligen Bereich erwirtschaften konnte. Es bedarf dringend einer Regulierung des Verschuldungsmechanismus.

Das Bündnis Eine Welt e.V. bietet zu dem Thema qualifizierte BtE-Referentinnen und Referenten an. Begleitet von Ausstellungen und Aktionen soll das Thema Staatsverschuldung in Schwellen- und Entwicklungsländern wieder in das Bewusstsein der Entwicklungszusammenarbeit gebracht werden. Sprechen Sie uns an wenn Sie Bedarf für Informationsveranstaltungen zu dem Thema haben.

Das Bündnis Eine Welt e.V. möchte zu dem Thema Veranstaltungen mit imaginäreren Schuldenmauern und der Ausstellung „Geschichten der Schuldenkrise“ in Zusammenarbeit mit Mitgliedsorganisationen öffentlichkeitswirksam durchführen. Auch hierzu suchen wir interessierte Mitgliedorganisationen, die Lust haben eine größere Veranstaltung mit uns gemeinsam durchzuführen. Viele unserer Mitglieder engagieren sich in Partnerschaften mit Ländern des globalen Südens, sind somit zum Einen Experten für diese Länder, zum Anderen Betroffene durch das Entwicklungshemmnis Staatsverschuldung.

Weitere Informationen und Kontakt:

Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein e.V. BEI, Volker Leptien (Projektleitung „Starthilfe“), volker.leptien@bei-sh.org,Tel: 04152-917037, www.bei-sh.org/projekt-starthilfe.html

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