Der Whole Institution Approach am Beispiel von Museen

Zeitreise in das Museum der Zukunft

Illustration zum Text - das Museum der Zukunft
Könnte so das Museum der Zukunft aussehen?

Unsere Vision vom Museum der Zukunft - begleiten Sie uns!

Wir besuchen eine Veranstaltung, die am 6. Dezember 2022 stattfinden wird. Frau Weitsicht und Frau Kultura richten das Wort an die zahlreich erschienen Gäste.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleg*innen, liebe Freunde und liebe Mitstreiter*innen!

Ich freue mich, dass wir uns hier heute treffen, um diesen Begegnungsort im Herzen des Museums einweihen zu können. Wir haben im vergangenen Jahr viel geschafft; wir haben miteinander gerungen und wir haben auch viel gestritten. Mein Dank geht an Frau Kultura, die uns mit dem Globalen Lernen eine Methode und auch ein Leitbild für unsere Entscheidungen an die Hand gegebenen hat, um die unterschiedlichen ökonomischen, kulturellen, sozialen und ökologischen Positionen zu integrieren, die wir in diesem Netzwerk vertreten.

Doch lassen Sie mich mit einem kurzen Rückblick starten: Anlässlich der weltweiten Erschütterung durch die Corona-Pandemie in den vergangenen beiden Jahren ging es den Museen nicht anders als vielen anderen Bildungseinrichtungen. Hinter geschlossenen Türen, aber in offenen digitalen Räumen debattierten Kurator*innen, Museumspädagog*innen und Museumsleitungen über ihren Platz und Zweck in der Gesellschaft. Der Digitalisierungsschub in allen gesellschaftlichen Bereichen, sei es Schule, sei es der Gesundheitssektor, sei es die Verwaltung, sei es das Finanzwesen führten zu einem entschiedenen Engagement in den Kommunen mit dem Ziel, Zusammenhalt, Sicherheit und Entwicklung für die Menschen vor Ort zu gewährleisten. Sie haben die Entwicklung verfolgt, deshalb skizziere ich nur kurz die Entwicklung in Schleswig.

Genau vor zwei Jahren trafen wir uns zunächst mit Abordnungen aus den Museen in Schleswig, der Stadtbücherei, dem Landesarchiv, dem Landestheater, der Arbeiterwohlfahrt (AWO), der Diakonie, den Schleswiger Pflegeeinrichtungen, dem Jugendzentrum, den Schleswiger Werkstätten und den Schleswiger Kliniken. Deutlich steht mir die Sitzung vor Augen, wo wir uns in einem Wochenendworkshop auseinandersetzten mit den Kernfragen:

  • Für welche gesellschaftlichen Gruppen sprechen wir und für welche sprechen
    wir nicht?
  • Welche gesellschaftliche Gruppen fehlen?
  • Welche Bedarfe bestehen?
  • Was leisten wir im Hinblick auf die Kernziele Zusammenhalt, Sicherheit und
    Entwicklung in unserer Stadt?
  • Wie vernetzen wir uns und welche Kooperationen wünschen wir uns?

Ich zeige Ihnen hier ein paar Fotos von der Sitzung, welche die Expertin für Nachhaltige Bildungslandschaften, Frau Netzwerk von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, so bravourös geleitet hat.Zwei Jahre später haben wir in Schleswig mit all den vorhin genannten Akteur*innen unter den Gesichtspunkten der Vielfalt, der barriere- und kostenfreien Zugänge und der Erreichbarkeit ein Netzwerk der Begegnungsorte etabliert. Weitere Akteur*innen wie die Feuerwehr und das Landesgericht wollen zu unserem Netzwerk im kommenden Jahr dazustoßen.

Derzeit freuen wir uns über das bundesweite mediale Interesse, welches uns unter anderem zu den Fördermitteln verholfen hat, die es uns ermöglichen, in Schleswig den kostenfreien Rufbus zum Transport von einem Begegnungsort zum nächsten im kommenden Jahr weiter zu betreiben und bei uns im Museum den kostenfreien Eintritt zu gewährleisten.

Zur Vorstellung unseres Begegnungsortes im Museum gebe ich nun das Wort an Frau Kultura:

Ja, vielen Dank! Ich werde mir die Vorstellung mit Frau Weitsicht teilen und den Begegnungsort nur für „meine“ Zielgruppen und Bedarfe vorstellen, sodass Frau Weitsicht weitere Zielgruppen und Bedarfe präsentiert.
Was zunächst ein überwindbares Hindernis zu sein schien, haben wir zur Tugend gemacht. Wir haben mit den von Ihnen, Herr Politiki, genannten Beteiligten über unseren Leitbildern und unseren Haushaltsplänen gesessen, um gemeinsam unsere große Idee hier vor Ort zu verwirklichen:

Ein Netzwerk unterschiedlicher kultureller Begegnungsorte, wo Menschen unterhalten werden und wo sie sich miteinander unterhalten, wo sie lernen und wo sie sich selbst einbringen können, und wo Werbung & Kommerz draußen vor der Tür bleiben.

Ich spreche heute für alle jungen und älteren Menschen, die sich besonders für Themen der Globalisierung in Museen interessieren. Ich freue mich sehr, dass wir im kommenden Jahr, in dem wir kostenfreien Eintritt zu unseren Museen anbieten, mit unserer Aktion „Lieblingsstücke“ starten können. Unsere Gäste wählten im vergangenen Jahr Exponate aus den Sammlungen aus, die sie besonders interessieren. 12 dieser ausgewählten Exponate werden wir nun im kommenden Jahr von unterschiedlichen Perspektiven aus beleuchten und präsentieren. Wir haben so viele und kreative Vorschläge von unseren Besucher*innen erhalten, dass wir bereits unterschiedliche Projektgruppen gebildet haben, um die Besucher*innen an der Umsetzung zu beteiligen. Dazu schaffen wir im kommenden Jahr mit den Fördermitteln zwei Personalstellen, deren Arbeit speziell auf die Organisation der Partizipation von Zivilgesellschaft bei uns im Museum abzielt.

Unsere Kollegin aus Syrien wird darauf achten, dass nicht nur weiße männliche Positionen, sondern diverse Stimmen und Positionen beachtet werden. Besonders freue ich mich über die Kooperation mit der AWO, wo wir oft in Einstimmung auf oder zum Abschluss von Veranstaltungen, gemeinsam kochen und essen. Wir erhalten viel Zuspruch für dieses Konzept, ganz herzlichen Dank an die AWO hier, die uns ihre Räume auch noch am Abend zur Verfügung stellt, wohin wir dann mit dem Rufbus ganz bequem von uns oder einem anderen Begegnungsort aus wechseln.

Ich möchte zum Schluss noch zwei Maßnahmen nennen, die nicht direkt den Begegnungsort und das Netzwerk betreffen, die aber dieser Idee sehr in die Hände spielen.

1) Das eine ist, dass das Museum sich seit einem Jahr mit der Erstellung einer Nachhaltigkeitsstrategie befasst. Alle Arbeitsbereiche in den unterschiedlichen Häusern des Museums werden im Hinblick auf ressourcenschonende und menschenwürdige Produktions- und Arbeitsverhältnisse in den Blick genommen. Daraus hat die Abteilung Bildung & Vermittlung bereits vielfältige Anregungen erhalten, sodass wir die Themen Müll versus cradle-to-cradle in Vermittlungsformaten im Begegnungsort aufgenommen haben. Unter dem Motto „Kein Müll in meinem Kopf“ wird unser Begegnungsort in der kommenden Woche auch mit einer Workshopreihe unter Leitung der archäologischen Abteilung in Kooperation mit der Verbraucherzentrale seine Türen öffnen.

2) Unsere Internetseite „Eine-Welt-im-Museum“ zielt darauf ab zu zeigen, an welchen Orten und mit welchen Themen und Formaten Nachhaltige Entwicklung in und mit Museen möglich ist. Dazu recherchieren wir, was dazu im nahen und fernen Umfeld in diesem Zusammenhang bereits gemacht wird und wir berichten natürlich auf von unseren Maßnahmen, Projekten und Erfahrungen hier an diesem wunderbaren Begegnungsort. Auch dieser Internetauftritt trägt zur Verbreitung der Idee und der Überzeugung unseres Netzwerkes bei: eine sichere und lebendige und kooperative Bürgergesellschaft trägt zu einer Nachhaltigen Gesellschaft bei –

wann, wenn nicht jetzt;
wer, wenn nicht wir;
wo, wenn nicht hier -


und damit gebe ich das Wort weiter an Frau Weitsicht!

Zum Hintergrund: Tun, was wir lehren – der Whole Institution Approach am Beispiel von Museen

Wir alle wissen es: Wir müssen achtsamer mit unseren Ressourcen umgehen, damit wir und kommende Generationen ein gutes Auskommen haben. Doch wie stellen wir uns eigentlich eine Nachhaltige Zukunft vor?

Wenn wir nicht allein am „Müssen“ festhalten, sondern uns Gedanken über das „Wollen“ und „Können“ machen, wie sieht ein Zusammenleben aus? Wir „müssen“ weniger konsumieren und lernen, auf viele Produkte zu verzichten. Solche Forderungen lösen Abwehr und Misstrauen aus. Auf der anderen Seite steht die Frage, wie wir unsere Zeit verbringen „wollen“ und mit welchen Aufgaben wir uns beschäftigen „können“. Diese Anforderung ist nicht weniger anspruchsvoll als die Forderung nach Verzicht, doch sie mag auch unsere Veränderungskraft und unseren Gestaltungswillen stärken.

Das „Museum der Zukunft“ will dazu beitragen, Menschen in einer kommerzfreien Zone einen Raum für Begegnung und Austausch zu bieten. So kann das „Museum der Zukunft“ zu einer Nachhaltigen Gesellschaft beitragen und den Zusammenhalt in der Region stärken. Die Grundlage für die Visualisierung des „Museums der Zukunft“  bildet dieser Text „Eine Zeitreise in das Museum der Zukunft“.

Im Rahmen des Fachforums Globales Lernen der Arbeitsgemeinschaft der Eine Welt Landesnetzwerke e.V. haben sich Stephanie Klotz und Nicole Gifhorn, Fachpromotorin für Globales Lernen in Schleswig-Holstein, auf den Weg gemacht, nach guten Beispielen für die Umsetzung von Nachhaltigkeit in Bildungseinrichtungen (Whole Institution Approach) zu suchen. Beispiele dafür finden Sie auf der Webseite des Nord-Süd-Forum.

 

Weitere Infos & Kontakt

Foto von Nicole Gifhorn
Nicole Gifhorn arbeitet als Fachpromotorin für Globales Lernen in Schleswig-Holstein. Ihre Einsatzstelle ist die Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen auf Schloss Gottorf

Nicole Gifhorn, Fachpromotorin und Bildungsreferentin für Globales Lernen
nicole.gifhorn@landesmuseen.sh; Tel.: 04621 / 813 160

Mehr zum Thema Globales Lernen erfahren Sie auf unserer Themenseite.

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