Carl Heinrich von Schimmelmann
Titel: Carl Heinrich von Schimmelmann
Künstler: Lorens Lönberg
Jahr: 1765
Technik: Öl auf Leinwand ?
Standort/ Museum: Museum für Kunst und Kulturgeschichte, Schloss Gottorf, Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen
- Woher stammte das Geld für das kulturelle Engagement der Friederike Juliane Gräfin von Reventlow?
Das Geld dafür stammte aus dem Vermögen ihres Vaters, Heinrich Carl Graf von Schimmelmann. Er galt als einer der reichsten Europäer seiner Zeit. Das Schloss Ahrensburg in Schleswig-Holstein war der Hauptsitz seiner Familie. Als Kaufmann und Menschenhändler verdiente er sehr viel Geld und sicherte sich dadurch Macht und Einfluss im dänischen Königreich.
Für den Handel mit der Kolonialware Zucker versklavte er in Westafrika gewaltsam Männer, Frauen und Kinder. Sie wurden von der westafrikanischen Küste auf die Jungferninseln in der Karibik verschleppt. Die Menschen wurden ihrer Heimat beraubt, von ihren Familien getrennt und erhielten einen fremden Namen. Auf diese Weise versuchten die Menschenhändler, das Zugehörigkeitsgefühl der Versklavten zu ihrer Heimat zu zerstören. Auf den Schimmelmannschen Zuckerplantagen mussten die Versklavten unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten.
Zuckerrohr, Melasse und andere Rohstoffe wie Holz verschiffte Schimmelmann zurück in die Häfen zwischen Altona und Kopenhagen. Als äußerst reicher Unternehmer erwarb er sich die Position eines Finanzberaters am dänischen Königshof und wurde vom dänischen König in den Adelsstand erhoben. Seinen gesellschaftlichen Rang nutzte Schimmelmann dafür, seine Kinder in adelige Familien zu verheiraten.
- Welche Ziele verfolgte Friederike Juliane Gräfin von Reventlow mit ihrem kulturellen Engagement?
Das Geld ihres Vaters, Carl Heinrich von Schimmelmann, ermöglichte Juliane Gräfin von Reventlow, einen Kreis von Gelehrten um sich zu versammeln, die im Sinne der Mäzenin ihre kulturellen und politischen Ideen austauschten und gesellschaftspolitisch Einfluss nahmen. Dieses Netzwerk nannte sich Emkendorfer Kreis nach dem gleichnamigen Gut in Holstein und verfolgte antiaufklärerische und an der Frömmigkeitsbewegung des Pietismus ausgerichtete Ideen.
Julia von Reventlow umgab sich mit Gelehrten, welche dem Menschenhandel ablehnend gegenüberstanden und ihn abschaffen wollten. Das entsprach den weltanschaulich-pietistischen Werten dieser Gelehrten. Diese Werte führten jedoch nicht zu einer Anerkennung der Freiheit versklavter Menschen. Stattdessen wies Julia von Reventlow versklavten Menschen aus der Karibik, die als Hofbedienstete auf dem Gut Emkendorf oder anderen adeligen Gütern arbeiten mussten, eine minderwertige Position zu. Auf diese Weise wurde im Umfeld von Julia von Reventlow eine ungebrochene patriarchale Verfügungsgewalt über diese Menschen legitimiert.
Demokratische Werte der Gleichheit, Würde und Freiheit aller Menschen, wie sie Schiller, der von ihrem Bruder Ernst Heinrich von Schimmelmann mehrere Jahre finanziell unterstützt wurde, als Grundlage eines modernen Nationalstaates reflektierte, lehnte Julia von Reventlow ab. Goethe äußerte sich abfällig über die weltanschaulich-politische Orientierung des Emkendorfer Kreises und besuchte den Emkendorfer Kreis nie.
Quellen:
https://kolonialismus.blogs.uni-hamburg.de/2024/04/03/hamburg-und-die-sklaverei-3-der-kolonialunternehmer/
AutorIn, Julian zur Lage
https://www.stormarnlexikon.de/heinrichcarlschimmelmann/
AutorIn, Dirk Hempel, Begleitende(r) RedakteurIn, Hannah Rentschler_ Letzte Änderung 14.12.2023 GND 118917323
