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Junges Engagement mit Hindernissen

Ich heiße Carla und studiere an der CAU in Kiel Migration und Diversität. Seit dem 01.04.2020 arbeite ich für das Junge Engagement. Ich finde es toll, junge Menschen, die ein entwicklungspolitisches Interesse haben zu vernetzen, mich mit ihnen auszutauschen, zu hören, was es für tolle Ideen gibt, um auf globale Probleme und Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen. Außerdem finde ich es spannend, dass ich im Jungen Engagement sehr selbstständig arbeiten kann so auch viele Ideen umsetzen kann.

Neustart im Home-Office

Da von an Beginn klar war, dass das meiste im Home-Office stattfinden wird, verlief der Arbeitsbeginn für mich relativ normal und dennoch ist der Einstieg in eine neue Berufswelt während einer Krise sehr ungewöhnlich. Viele Kollegen kann ich nicht persönlich kennenlernen, sondern nur über digitale Medien und auch meine Aufgaben beschränken sich nun erst einmal auf digitale Medien.

Eine der größten Aufgaben meiner Arbeitsstelle ist die Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung von ehemaligen Freiwilligen aus dem Ausland. Gerade im Bereich der Vernetzung finde ich es schwierig Alternativen zu finden. Dennoch finde ich es interessant, gemeinsam mit meiner Kollegin, Charlotte Dase aus Flensburg, und unseren Kooperationspartner, KulturLife gGmbH und artefact, beide Mitglieder im Bündnis Eine Welt, Ideen zu finden und umzusetzen, und so auch neue Möglichkeiten im digitalen Bereich kennenzulernen.

So werden wir im Juni in Kooperation mit KulturLife ein Webinar zum Thema Digital Volunteering starten.

Auch unser Stammtisch wird ab nächsten Monat digital stattfinden. Hier planen Charlotte und ich derzeit noch, wie und wann dieser stattfinden kann.

Carlas Eltern wohnen auf dem Land
hier erreichte sie die Krise erst später.

Die Krise erreichte mich in Chile

Auch persönlich hat mich die Coronakrise getroffen. Meine Eltern sind vor ein paar Jahren nach Chile, in das Heimatland meines Vaters, ausgewandert. Wie jeden Februar flog ich zu ihnen, um dort meine Semesterferien zu verbringen und dem Winter in Kiel zu entfliehen. Da meine Eltern auf dem Land leben, haben wir sehr spät etwas von der Coronakrise mitbekommen. Die ersten Fälle in Chile gab es in Santiago, in den Vierteln der Reichen, da nur diese reisen können.

Langsam verbreitete sich jedoch der Virus auch in Chile und schließlich wurde die Kleinstadt, die in der Nähe meiner Eltern liegt, komplett geschlossen. Unsere wöchentlichen Einkäufe mussten wir in den umliegenden Dörfern machen. Auch hier trugen viele Menschen bereits nach einigen Wochen Masken und es gab Einlass-Beschränkungen am Supermarkt.

Die Rückkehr nach Deutschland - anders als geplant

Bereits einige Tage nach den ersten erkannten Fällen in Chile, beschloss die chilenische Regierung die Grenzen des Landes zu schließen. Hier wurde mir dann bewusst, dass ich mich informieren musste, wie und wann ich das Land verlassen konnte. Nach vielen Überlegungen wie und ob ich Chile etwas frühzeitiger verlassen und meine Reise abbrechen sollte, beschloss ich dies zu tun.

Auf der Seite der deutschen Botschaft in Chile bekam ich die Information, dass ich mich in einer online Rückkehrerliste eintragen müsse, sobald die deutsche Regierung einen Flug geplant hatte würde ich per E-Mail Bescheid bekommen. So bekam ich Anfang April eine E-Mail mit der Information, dass in ein paar Tagen der nächste Flug nach Deutschland fliegen würde. Nachdem ich mich bei der Botschaft zurückgemeldet hatte und mir somit einen Platz im Flieger gesichert hatte, begann ich meine Sachen zu packen, denn der Flug ging bereits zwei Tage später und ich musste noch in das knapp 600 km entfernte Santiago fahren.

Die Fahrt nach Santiago verlief zum Glück sehr ruhig, auf der Autobahn wurden wir einmal angehalten und das Fieber wurde gemessen. Am Flughafen erwartete mich dann mehrere andere deutsche Touristen, sowie Familien mit deutschen und chilenischen Partnern aber auch Chilenen die ihren Wohnsitz in Deutschland haben, sowie Mitarbeiter der deutschen Botschaft, sonst war der Flughafen größtenteils leer.

Nach einem etwas provisorischen Check In, die Bordkarte war mit der Hand beschrieben wurden, passierte man, wie gewöhnlich, die Passkontrolle und die Sicherheitskontrolle. Der Flug wurde von Lufthansa durchgeführt und war ein Direktflug nach Frankfurt. Da der Flieger nicht komplett besetzt war, hatte man die Möglichkeit zwischen den Sitzen etwas Abstand zu halten. Der Flug war ruhig und als ich in Frankfurt landete, war ich froh, wieder zu Hause zu sein.

Junges Engagement von Zuhause aus
heißt es jetzt auch für Charlotte

Auch in Flensburg geht die Arbeit weiter

"Mein Glück ist es, dass ich auch vor der Krise bereits im Home Office gearbeitet und in dieser Hinsicht keine große Umstellung erlebt habe",

schreibt Carlas Kollegin Charlotte, die schon länger für das Junge Engagement in Flensburg zuständig ist. Auch wenn mir natürlich der Austausch bei den Team-Treffen fehlt. Inhaltlich beeinflusst die Situation meine Arbeit jedoch unmittelbar, denn das Junge Engagement lebt von den öffentlichen Aktionen der rückgekehrten Freiwilligen und politisch Interessierten, die jetzt nicht mehr so frei wie vorher stattfinden können.

Eine besondere Herausforderung liegt derzeit zudem darin, auch die Freiwilligen zu erreichen und unterstützen, die ihren Aufenthalt im Globalen Süden abrupt beenden und zurück nach Deutschland reisen mussten. Dabei ist der Kontakt zu unseren Mitgliedern artefact und KulturLife zentral, die den Rückgekehrten in dieser außergewöhnlichen Situation beiseite stehen und derzeit auf der Suche nach Möglichkeiten sind, damit sich die Freiwilligen nun stattdessen von zu Hause aus engagieren können.

Uns hat das den Anstoß gegeben, über ein Webinar-Konzept nachzudenken, was genau an diesem Punkt ansetzt. Das Webinar soll den Freiwilligen die nötige Plattform bieten, um auch kurzfristig kreativ tätig zu werden und Aktionen rund um den Globalen Süden zu planen. Dabei wird der Fokus zunächst auf Formate gelegt, die sich virtuell oder ohne physischen Kontakt durchführen lassen.

 

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