Forderungspapier zu den Kommunalwahlen 2023


Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein e.V. ist der Dachverband von über 100 entwicklungspolitischen Organisationen und Initiativen in Schleswig-Holstein. Als Dachverband setzen wir uns für die Interessen unserer Mitgliedsorganisationen und globale Gerechtigkeit ein. Dabei agieren wir nach dem Grundsatz: „Global denken und lokal handeln!“

Aus diesem Grund appellieren wir zu den Kommunalwahlen 2023 in Schleswig-Holstein an alle kommunalen Politiker*innen, sich für globale Gerechtigkeit auf lokaler Ebene einzusetzen. Um einen nachhaltigen positiven Effekt für Menschen im globalen Norden sowie im globalen Süden zu erzielen, ist es wichtig, lokale Strukturen in Schleswig-Holstein nachhaltig zu verändern. Wir haben nur eine Welt und wir alle leben in dieser einen Welt. Es ist unser Ziel, ein gutes Leben für alle zu ermöglichen.

Daher fordern wir konkret von allen Kommunalpolitiker*innen in Schleswig-Holstein:

• Die Umsetzung der SDG (Nachhaltigkeitsziele) auf lokaler Ebene
• Kommunales Handeln, das zukunftsfähiges Wirtschaften unterstützt
• Globales Lernen und Bildung für nachhaltige Entwicklung zu unterstützen
• Die eigene Kommune zu einem lebenswerten Raum für alle zu gestalten
• Die Förderung von ehrenamtlichem & entwicklungspolitischen Engagement

Um einen nachhaltigen positiven Effekt für Menschen im globalen Norden sowie im globalen Süden zu erzielen, ist es wichtig, lokale Strukturen in Schleswig-Holstein nachhaltig zu verändern.

,,

Umsetzung der SDG (Nachhaltigkeitsziele) auf lokaler Ebene
Laut dem neuen Bericht des Weltklimarates lässt sich der Klimawandel nur noch aufhalten, wenn sich auf politischer Ebene drastisch etwas verändert. Es liegt in unser aller Verantwortung, nachhaltig und fair zu handeln. Aus diesem Grund fordern wir alle Kommunen auf, eine Nachhaltigkeitsstrategie zu implementieren, um die eigene Kommune in Richtung Klimaneutralität und Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsziele (SDG) voranzubringen. Die Parteien und Politiker*innen einer jeden Kommune fordern wir auf, sich für die Implementierung und Umsetzung dieser einzusetzen.

Kommunales Handeln, das zukunftsfähiges Wirtschaften unterstützt
Um den Klimaveränderungen gerecht zu werden, muss sich unsere Art des wirtschaftlichen Miteinanders verändern. Um Menschenrechtsverletzungen und Klimaschäden entlang von Lieferketten entgegenzuwirken, fordern wir Kommunen auf, für den gesamten Bereich der öffentlichen Beschaffung auf faire, sozialökologische Beschaffung zu setzen.

In Schleswig-Holstein haben bereits 30 Kommunen die Kriterien für eine Fair Trade Town erfüllt, sechs weitere Kommunen und ein Kreis sind zurzeit auf einem guten Weg dahin. Wir fordern alle weiteren Kommunen und Kreise in Schleswig-Holstein auf, diesen Vorbildern zu folgen.
Schleswig-Holstein als Land zwischen den Meeren ist ein beliebtes Urlaubsziel. Nachhaltiger und zukunftsfähiger Tourismus wird zunehmend zu einem Indikator, der für Kommunen und ihre Marketingstrategie eine immer wichtigere Rolle spielt, um zu einer positiven Tourismusakzeptanz zu gelangen. Mit nachhaltigem Tourismus haben Kommunen die Chance, auf soziale und ökologische Aspekte zu setzen und von Schleswig-Holstein aus zur globalen Gerechtigkeit und zum Klimaschutz beizutragen.

Globales Lernen und Bildung für nachhaltige Entwicklung
Je früher Menschen globale Gerechtigkeit, Vielfalt und diskriminierungskritisches Denken kennenlernen, umso früher lernen sie, dass wir alle in der einen Welt leben, die es als wertvollen Lebensraum für alle zu erhalten gilt und desto größer ist die Chance, dass sich gesellschaftliche Strukturen verändern. Bildungseinrichtungen haben die Möglichkeit, sich zu einer Fairen KiTa Schleswig-Holstein oder einer Fair Trade School auszeichnen zu lassen. Wir fordern daher die Kommunen auf, ihre städtischen Bildungseinrichtungen auf den Weg dorthin zu bringen und damit nachhaltiges Engagement zu zeigen.

Zusätzlich gibt es non-formale, nun-zertifizierte Bildungsorte mit Bildungsangeboten aus dem Bereich Globales Lernen und Bildung für nachhaltige Entwicklung, welche von den Kommunen unterstützt werden sollten. Die Implementierung von dekolonialem Lernen halten wir für kommunale Bildungseinrichtungen für wichtig, um koloniale Kontinuitäten und Rassismen z.B. durch Bildungsmaterialien abzubauen. In Schleswig-Holstein stellen sich bereits viele Schulen gegen Rassismus, als positive Beispiele sind hier die „Schulen ohne Rassismus – Schulen mit Courage“ zu nennen. Daher fordern wir Kommunen auf, diesen Vorbildern zu folgen und sich ebenfalls gegen Rassismus in ihren kommunalen Bildungseinrichtungen stark zu machen.

Die eigene Kommune als lebenswerten Raum für alle gestalten
Alle Menschen, die in einer Kommune leben, sollten diese als ein Zuhause erfahren, in dem sie sich wohl und sicher fühlen. Damit die Kommune zu einem lebenswerten Raum für alle wird, muss Vielfalt gefördert und Teilhabe ermöglicht werden.
In Schleswig-Holstein haben sich bereits 23 Kommunen zu sicheren Häfen für flüchtende Menschen erklärt. Wir begrüßen dieses Engagement und fordern weitere Kommunen auf, diesem Beispiel zu folgen und sich dafür einzusetzen, dass Menschen sichere Bleibeperspektiven haben, sodass sie keine Angst vor Abschiebungen sowie Abschiebehaft haben müssen.

Förderung von ehrenamtlichem/entwicklungspolitischem Engagement
Ehrenamtliches Engagement ist für die Ausgestaltung des zivilgesellschaftlichen Lebens einer jeden Kommune von unschätzbarem Wert. Engagement bedarf Zeit, Geld und räumlicher Möglichkeiten. Aus diesem Grund fordern wir die kommunalen Politiker*innen auf, sich dafür einzusetzen, dass ehrenamtliches Engagement in der eigenen Kommune unterstützt wird, indem finanzielle Mittel oder Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt werden.

Zudem kann eine Kommune entwicklungspolitisches Engagement unterstützen, indem sie eine kommunale Partnerschaft mit einer Region im globalen Süden eingeht. Eine kommunale Partnerschaft bietet die Möglichkeit, andere kommunale Lösungsansätze und Erfahrungen kennenzulernen sowie einen Austausch der Zivilgesellschaften, von Schüler*innen verschiedener Schulen oder der Kommunalpolitik zu fördern. Ebenfalls können wirtschaftliche Beziehungen, die zum Klimaschutz beitragen, durch eine kommunale Partnerschaft unterstützt werden.